Unliebsamer Besuch

Marius Thanatos saß im Hinterzimmer seines Ladens und schraubte mit einem geradezu winzigen Schraubenzieher an einigen noch winzigeren Schrauben herum. Genauer gesagt drehte er sie behutsam in ein Gerät hinein, von dem er noch nicht genau wusste, was er eigentlich damit anfangen wollte. Das konnte er sich auch noch überlegen wenn es fertig war. Schließlich ging es hier nur um eine kleine Freizeitbeschäftigung im kreativen Basteln.

In einer Ecke mit Spielsachen saß auf einer Decke seine dreijährige Tochter Mira, die sich mit ihrem Puppenhaus vergnügte. Auch eine Bastelei, die ihr Vater angefertigt hatte. Marius baute sämtliche Möbel die er und Mira brauchten immer selbst. Dafür Geld ausgeben? Damit es nach zwei Jahren wieder auseinander fiel? Nein, danke! Dann doch lieber selbst bauen und dann gleich für einige Jahrzehnte.

Er hob den Blick um Mira eine Weile beim Spiel zu betrachten. Ihr braunes Haar war zerwuschelt, genau wie das von Marius selbst. Ihre Augen waren zweifarbig, eines braun und eines blau. Ebensfalls so wie bei ihrem Vater. Marius musste zugeben, dass sie nicht viel von ihrer Mutter abbekommen hate. Dem Gottimperator sei Dank!
Mit einem bitteren Lächeln dachte er an seine noch-Frau, die leider auch in nächster Zeit nicht seine Ex-Frau werden würde, da sie sich aus dem Staub gemacht hatte und keine Papiere unterschreiben wollte. Sie würde den Teufel tun und zurück kehren. Marius wusste ziemlich genau was sie tat und wo sie war und wünschte nur, sie würde noch weiter weg gehen oder sich besser gleich aus dem Universum pusten lassen. Es war ihm unverständlich wie er diese Frau hatte überhaupt lieben können! Dieses Biest!

Er seufzte. Seine Tochter machte das jedoch alles wieder wett. Er konnte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Er lächelte wieder fröhlich. Nur ein kurzer Abstecher in die Vergangenheit. Er drehte wieder Schrauben nin das Gehäuse.

Korasan und sein Trupp waren nun endlich bei der Feuerschmiede Thanatos. Korasan stieg eilends aus und stellte sich vor die Tür. Inose und Ornas traten neben ihm, während Hunart am Steuer des schweren Transporter Wartete.
„Wir gehen rein, holen ihn und dann wieder raus.“ Befahl Korasan streng.
Inose und Ornas öffneten die schwere Tür, welche wirklich laut und unangenehm Quietschte.
„MARIUS?!?“ rief Korasan befehlend und schaute sich um. Wahrscheinlich war Marius wieder in den hinteren Räumen. Er dachte auch nicht daran zu klingeln.
„MARIUS!!!“ rief er diesmal strenger und wartete auf eine Zeichen von diesem.

Die unangenehm laute und vor allem überaus unliebsame Stimme von Korasan ließ Marius förmlich vom Stuhl springen. Gleichzeitig ließ er dabei sein Werkzeug fallen, die winzigen Schrauben verteilten sich über den Boden und der kleine Kasten fiel scheppernd zu Boden und zerbrach dort in tausend Teilchen. Marius starrte die Arbeit einer Woche aus großen Augen an, während Mira unwissend gluckste. Marius knirschte mit den Kiefern, wand sich um und stapfte mit zornrotem Gesicht in den Laden, wo er gleich DREI dieser lästigen Eiswächter erblickte. Bei dem Aufgebot beschlich ihn der Verdacht dass diese ihn nun doch verhaften wollten, doch seine Wut war größer.

"HAST DU EINEN SCHADEN?!", rief er ungehalten. "Du Ameisenhirn hast soeben eine Woche Arbeit vernichtet! Wo habt ihr dämlichen Eiswachen eigentlich lesen gelernt! Draußen steht höflich formuliert Bitte klingeln! Verdammt noch mal, seht zu dass ihr wieder Land gewinnt!"

Marius machte ein Gesicht als wäre er vor allem Korasan liebend gerne an die Gurgel gesprungen.

Korasan hatte keine Lust sich mit Marius zu streiten er gab Inose seine Eislanze, trat heran, packte ihm am Kragen und sprach Scharf: „Jetzt pass male auf und halt deine Lose Klappe!“ Er blicke Marius und die Augen. „Deine Schwester Sira wurde einem Irren fast niedergeschossen!“ sprach er unverblümt zu ihn. „Und ICH habe den Befehl vom Lordinquisitor dich in die Inquisition zu Bringen. Und allmählich habe ich deine Faxen dicke! Kannst froh sein das du so Nützliche Sachen erfindest sonst würdest du schon längst Sitzen! Also HALT jetzt den Rand und pack deine Sachen!“

Marius war lange nicht so trainiert wie Korasan oder gar seine Schwester, demnach hatte er Korasan auch nichts entgegen zu setzen als dieser ihm am Kragen packte. Einen langen Moment glaubte er ernsthaft der Eiswächter würde ihm die Nase brechen, aber diese Vorstellung war nichts im Vergleich zu den Worten die folgten.

Sira niedergeschossen?

Marius starrte Korasan geschockt an. Er kannte diese Nachrichten. Diese schlimmen Nachrichten. Er erinnerte sich wie eines Tages zwei Soldaten hier herein gekommen waren und ihnen mit professionellem Bedauern mitzuteilen, dass sein Vater und seine beiden Brüder bei einem Einsatz ums Leben gekommen waren. Das hatte ihn getroffen wie ein Keulenhieb! Es war Sira gewesen, die stärker gewesen war, die die Führung übernommen hatte. Sie hatte alles gemanaget.
Und Marius hatte kaum drei Tage später den ganzen verdammten Ärger mit seiner Frau am Hals. Das war jetzt noch nicht ganz zwei Jahre her. Aber er fühlte sich erneut in einen bodenlosen Abgrund gerissen.

"Sira", stammelte er. "Wie geht es ihr?" Die Wut war komplett verraucht. Seine Hände zitterten und er spärte wie Panik in ihm aufzusteigen begann. Er versuchte sich selbst zuzureden, dass alles gut werden würde.

„Alle Einzelheiten weiß ich nicht.“ Gab Korasan zu und ließ Marius wieder auf den Boden sinken, scheinbar hatte er nun endlich seine Wut vergessen. „Es geht ihr Gut, sie liegt im Lazarett der Inquisition. Ich weiß nur das man über Eure Familie die „Gnade des Imperators“ verhängt habt und ich dich sofort in die Inquisition bringen soll.“ Er machte eine Kurze Pause. „Ich glaube dort wird sich dann alles Klären.“ Sprach Korasan nun etwas aufmuntern. „Wir werden dir beim Packen Helfen, zeitweilig wirst du in die Inquisition Ziehen.“

Marius nickte stumm. Es schnürrte ihm die Kehle zu. Im Normalfall hätte er sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt in die Inquisition gehen zu müssen, aber heute kümmerte ihn das überhaupt nicht. Einen Moment schaute er noch Korasan mit leerem Blick an, dann wand er sich um und ging zurück in das Hinterzimmer.
Er kniete sich vor Mira, die ihn aufmerksam anschaute.



"Hör zu, mein Schatz, wir müssen für einige Zeit woanders wohnen", sagte er sanft und leise. Er hatte Mühe ein Wort heraus zu bringen. "Du musste dir jetzt ein paar Spielsachen aussuchen die du mitnehmen willst."

Mira musterte ihn, richtete sich auf und legte ihrem Vater die Arme um den Nacken. Sie war noch Klein, aber sie wusste ganz genau wenn etwas nicht stimmte.



"Papa traurig?", fragte sie. Marius nickte. Er konnte mit keinem Wort antworten. Stattdessen nahm er sie zärtlich in die Arme und drückte sie liebevoll an sich.
"Papa nicht traurig sein!" Sie strich ihm mit ihrer kleinen Hand über die Wange, genau so wie er es selbst tat wenn sie traurig war. So verharrten sie.

Etwas bedrückt schaute er Marius an. Er wusste nicht wie er sich fühlte, da Korasan selber ein Weiße war, wusste er nicht wie es ist eine Familie zu haben. Für ihn waren diese Irren hinter ihm seine Familie und die Inquisition seine Heimat.
Er trat näher an Marius heran und fragte dann: "Können wir dir wobei Helfen?" und legte ihm Tröstend eine Hand auf die rechte schulter.
Inose und Ornas blieben immer noch Kerzengerade stehen und beobachteten alles. Sie würden sich erst auf dem Befehl von Korasan wieder bewegen.

Wahrscheinlich war das der erste Moment seit Marius Korasan kannte dass er den anderen zumindest ein kleines bisschen sympathisch fand. Er atmete hörbar und stockend ein, als kämpfe er gleichzeitig einige Tränen weg. Er schaute zu dem Eiswächter hoch, genau wie Mira aus ihren aufmerksamen Augen. Es kostete Marius sichtlich Mühe die Worte zu sammeln und auszusprechen.



"Im Hof steht mein großes Mobil", sagte er mit zittriger Stimme. "Kann ich es mit nehmen? Da habe ich einige wichtige Sachen drin, mit denen ich mich beschäftigen kann. Dann muss ich nur noch Kleidung für Mira und mich packen und einige Spielsachen."

Marius erwähnte nicht, dass er das Mobil als seine Zuflucht dabei haben wollte. Als etwas Vertrautes in den so kalt erscheinenden Mauern der Inquisition.

"Ja ich denke das wird in Ordnung gehen." lächelte er ihn an. "Pack die Sachen für euch beide, aber fahrt bitte immer direckt hinter uns her. Ich will deswegen keine Ärger bekommen." Ihn entging das kleine Mädchen nicht, vorallen wie sie ihn aufmerksam anschaute. Korasan machte dann plötzlich aus Spaß eine Grimmasse.

Mira stutzte kurz, dann begann sie breit, aber schüchtern zu grinsen. Sie schmiegte sich an ihren Papa, ließ aber Korasan dabei nicht aus den Augen. Marius entging das nicht. Er stand mit ihr auf und drückte sie Korasan in den Arm.

"Mira, Korasan passt mal ein paar Minuten auf dich auf. Ich packe ein paar Sachen." Er strich ihr rasch über das braune Haar und ging hinauf um einige Sachen in zwei große Taschen zu packen. Eilig packte er vor allem reichlich Sachen für Mira ein, die viel brauchen würde. Hoffentlich hatte die Inquisition vernünftige Waschmaschinen!
Mit einem flauen Gefühl im Magen betrat er das Zimmer von Sira, wo er noch einige Sachen mit in die Tasche steckte.

Mira unterdessen musterte Korasan sehr aufmerksam von Auge zu Auge. Mit ihren Fingern tippte sie vorsichtig auf seine Nase und die Wange. Sie runzelte nachdenklich die Stirn.

"Du bist aber gar nicht kalt!", sagte sei vorwurfsvoll. Eiswachen mussten doch aus Eis sein, sonst würden sie ja nicht Eiswachen heißen.

Etwas verwundert schaut Korasan Marius hinterher, als dieser ihm Mira in die Arme Drückte. Korasan musste sie erstmal in die Richtige auf seinen Arm setzen.
Dann blickt er sich verwundert an und meinte: "Warum sollte ich den Kalt sein?" und grinste dabei. Er fand die kleine schon richtig Knuffig.

Mira schaute Korasan völlig ernst an.

"Du bist doch ein Eiswächter!", sagte sie vorwurfsvoll. "Warum bist du dann nicht aus Eis?"

Marius kehrte mti den beiden großen Taschen zurück nach unten. Er bekam die Worte von Mira geradeso mit und entschied dass er sich da raus halten würde. Sie löcherter ihn schon genug mit ihren vielen Fragen. Stattdessen packte er noch rasch einige der Spielsachen ein und musterte das Puppenhaus. Das war im Moment ihr persönliches Lieblingsspielzeug und musste somit auch mit kommen, sonst würde es später noch Geschrei geben.

"Von mir aus können wir los fahren", sagte er und schaute sich um. Im Mobil befand sich noch genug Spielzeug für ihn und er konnte auch daran herum schrauben.

"Hehe." Lachte Korasan leicht. "Ich bin nicht aus Eis weil Tief in Mir ein Feuriges Herz Schlägt das mich die Ganze Zeit über Wärmt." und lächelte sie dabei an.
Er blickt zu Marius der Sehr bepackt war. "Gut dann machen wir uns auf den Weg." er hielt plötzlich inne und sprach dann: "Orans ich glaube es ist besser wen du Fährst. Nichts gegen dich Marius. Aber ich glaube in deinen Momentanen Zustannd..."

Auch diesen Kommentar nahm Marius kampflos hin, auch wenn er sich sonst gegen alles was Korasan vorschlug oder sagte heftigsts zur Wehr setzte. Er nickte nur. Er war nicht so verrückt wie viele glaubten. Er wusste selbst wie miserabel seine Verfassung war. Er würde es nicht riskieren und Mira damit in Gefahr bringen.

Sie schaute ihren Papa wieder durchdringend an. Dann streckte sie die Hände nach ihm aus. Marius nahm sie zu sich hinüber. Sie strich ihm wieder über die Wange.

"Warum ist Papa so traurig?" Marius schluckte.

"Sira geht es nicht gut, mein Schatz."

"Dann müssen wir ihr meinen Teddy bringen! Dann geht es ihr bald besser!", sagte Mira voller ernst. Teddy löste grundsätzlich alle Probleme. Wenn man traurig war, oder wenn man Aua hatte oder auch einfach so. Mit Teddy wurde schnell wieder alles gut. Marius brauchte ein Lächeln zustande.

"Ich habe Teddy in die Tasche gepackt. Wir bringen ihn ihr. Du hast bestimmt Recht."

Er schaute Korasan an, mit einem Blick doch endlich aufzubrechen. Er behielt Mira auf den Arm, nahm aber in eine Hand noch das große Puppenhaus, was von Mira mit entsprechender Begeisterung quittiert wurde.

Korasan nickte einmal verständnissvoll und rief dann: "Abmrsch. Ornas wie gesagt du Fährst mit Marius und folgst uns."
"JA Hauptmann!" sprach Ornas schnell und salutierte einmal schnell dannbegleitete er Marius zum Wagen und warette daruf das dieser Alles abgeschlossen hatte und einstieg.
"Hauptmann" sprach plötzlich Inose.
"Ja?" fragte Korasan zurück.
"Was ist wenn es MAster-Sergeant Sira nicht schaft?"
"Ich weiß nur das wir dann ein verdammtes Problem mit der Waffenhändlergilde haben, und das können wir uns in diesen Zeiten nicht erlauben!" sprach er bestimmend und stieg wie Inose ein.